Das war das Jahr 2017

Wir danken für die gute Zusammenarbeit!

Liebe Partnerinnen und Partner, Aktive und Unterstützer im deutsch-russischen Jugend- und Schüleraustausch,

das Jahr 2017 nähert sich seinem Ende. Die Welt ist in Bewegung geraten. Das lässt sich über gesellschaftliche und politische Veränderungen sagen, aber auch hinsichtlich der Menschen, die vor Krieg und Zerstörung fliehen. Davon bleiben wir nicht unberührt. Die deutsche Gesellschaft stellt sich im Innern den großen Herausforderungen der Integration der vielen Menschen mit Migrationshintergrund und der Geflüchteten. Wer heute Kinder hat, kann die Vielzahl der kulturellen und sprachlichen Hintergründe in den Gruppen der Kitas und in den Schulklassen sehen. Die Anforderungen an das deutsche Bildungssystem sind enorm und es ist von besonderer Bedeutung, allen Kindern und Jugendlichen gute Bildungschancen zu ermöglichen und keine gesellschaftlichen Gruppen zurückzulassen. Gleichzeitig verändern sich auch die Gesellschaften im Ausland. Europakritik, Brexit, die USA der Trump-Ära, das aufstrebende China und das schwierige Verhältnis Europas und Russlands sind ebenfalls Auswirkungen von gesellschaftlichen Veränderungen in den jeweiligen Ländern.

Chancen durch Internationalen Jugendaustausch

In beiden Fällen kann der internationale Jugendaustausch eine bedeutsame Unterstützung sein. Interkulturelle und internationale Erfahrungen, die während eines Jugendaustausches erworben werden, können wertvoll sein, die Schülerinnen und Schüler in der eigenen Klasse besser zu verstehen. Außerdem können durch einen Gruppenaustausch Kinder und Jugendliche an individuellen internationalen Austausch herangeführt werden. Besonders Kinder und Jugendliche aus bildungsfernen Familien benötigen zusätzliche Unterstützung, denn in Deutschland lassen sich zwei Gruppen identifizieren: Einerseits Kinder und Jugendliche, die Zugang zu internationalen Begegnungen haben, internationale Programme ganz selbstverständlich nutzen und mit Freunden im Ausland über soziale Medien vernetzt sind. Anderseits Jugendliche, die keinen Zugang zu internationalen Programmen haben, davon meist auch noch nie etwas gehört haben und Globalisierung, Internationalität und Interkulturalität bestenfalls als fremd oder schlimmstenfalls als Gefahr wahrnehmen. Diese Kinder und Jugendlichen dürfen wir nicht zurücklassen, sondern wir müssen uns stärker bemühen, sie in unsere Programme einzubeziehen.  

Internationale Austausche sind wichtig, um einen besseren Einblick in die Lebensumstände von Gleichaltrigen in anderen Ländern zu bekommen und in die gesellschaftlichen Veränderungen, die sie dort erleben. Diese Einblicke und Erfahrungen sind wertvoll, um Verständnis für andere Lebenswelten und die sie bestimmenden Alltagsbedingungen zu haben. In einer Welt in Bewegung ist gegenseitiges Verständnis eine wichtige Voraussetzung dafür, gemeinsame Vorstellungen und Ideen über eine gute Zukunft für alle zu entwickeln. Die Begegnung von Menschen ist wichtig und der Jugendaustausch ein wunderbares Instrument diese Begegnungen zu ermöglichen.

Gemeinsame Initiativen der Fach-und Förderstellen

Das Ziel ist deshalb: Jeder junge Mensch soll während seiner Schulzeit mindestens einmal an einem internationalen Jugendaustausch teilgenommen haben. Hierzu hat sich die Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch mit den anderen Fach- und Förderstellen der internationalen Jugendarbeit in einer bildungspolitischen Initiative zusammengeschlossen: Austausch macht Schule. Wir wollen damit nichts weniger als Jugendaustausch als integralen Bestandteil von schulischer Bildung implementieren. Das Transferbüro dieser Initiative befindet sich in der Geschäftsstelle unserer Stiftung. Das Ziel wird sich nicht schnell erreichen lassen, denn wir benötigen die Unterstützung aller 16 Bundesländer. Aber wir werden alles dafür tun, um erfolgreich zu sein.   

Eine weitere Initiative der Fach- und Förderstellen der Internationalen Jugendarbeit zielt ab auf eine starke Ausweitung der bestehenden Förderprogramme für den außerschulischen Austausch. Wer mehr Zielgruppen einbeziehen will, benötigt zusätzliche finanzielle Mittel. Die zur Verfügung stehenden Mittel reichten schon bisher nicht aus. Im Jahr 2017 konnte unsere Stiftung nur 75% der vorliegenden Anträge fördern. Die Situation bei den anderen Fach- und Förderstellen der internationalen Jugendarbeit ist vergleichbar. Deshalb werden zusätzliche Fördermittel in erheblichem Umfang benötigt, um zusätzliche Zielgruppen zu erreichen ohne dabei bestehende Partnerschaften zu gefährden. Hierzu benötigen wir die Unterstützung der Bundesregierung. Wir sind sehr gespannt, welche Bundesregierung zustande kommen und welche Position sie zu unseren Forderungen einnehmen wird.

 Unsere Schwerpunkte in diesem Jahr

Im Jahr 2017 haben wir das Ende des Deutsch-Russischen Jahres des Jugendaustausches erlebt. Viele werden sich fragen, welche konkreten Ergebnisse dieses gemeinsame Jahr gebracht hat.  Leider konnten wir dieses besondere Jahr nicht mit zusätzlichen Förderprogrammen unterlegen, wie wir uns das eigentlich gewünscht hätten. Dennoch lassen sich einige positive Ergebnisse zusammentragen. Im schulischen Austausch haben wir die Förderung pro Maßnahme um 60% erhöht. Diese Regelung wird Bestand haben. Im gemeinsamen Jahr haben wir eine Plattform „Projektwelt Deutsch-Russischer Jugendaustausch“ erstellt, die die Kommunikation der Akteure des Austausches erleichtert und nachhaltig gestaltet. Im Visaverkehr konnten wir eine Senkung der Verwaltungsgebühren um 50%, sowohl bei den deutschen als auch bei den russischen Visastellen erreichen. Außerdem bleibt eine wichtige Erleichterung im Einladungsverfahren für russische Träger erhalten: Im Jugendaustausch dürfen weiterhin nicht-staatliche Träger eigene Einladungen an Personen und Gruppen ausstellen. Außerhalb des Jugendaustausches müssen die russischen nicht-staatlichen Träger über den Migrationsdienst eine Einladung ausstellen lassen. Nicht zuletzt haben das gemeinsame Jahr und die damit verbundenen positiven öffentlichen Verlautbarungen des russischen Außenministers Sergej Lavrov dazu beigetragen, die Eltern in Russland zu beruhigen. Durch die teilweise schrillen Berichte in einigen Massenmedien über die Flüchtlingssituation in Deutschland, kamen bei einigen Eltern Zweifel auf, ob Deutschland noch ein sicheres Reiseland ist. Mit einem Festival in Berlin haben wir in Juli unter Beteiligung von vielen schulischen und außerschulischen Akteuren versucht, Werbung für den Jugendaustausch mit Russland zu machen. Wir danken allen, die an diesem Event beteiligt waren.  

Eines der wichtigsten Ergebnisse des Austauschjahres sind auch Fortschritte in der übergeordneten Zusammenarbeit. Beispielsweise ist es gelungen, eine Partnerschaft zwischen der Deutschen Sportjugend und der Russischen Studentensport Union anzubahnen. Welches Potential eine verstärkte deutsch-russische Kooperation im Breitensport innehat, lässt sich bereits an der starken Zunahme der Anträge für das Jahr 2018 in diesem Bereich ablesen.  

Besondere Hoffnungen verbinden sich auch mit dem Jugendforum der Städtepartnerschaften, das 2017 erstmalig in Krasnodar stattgefunden hat. Es soll nun dauerhaft parallel zu den deutsch-russischen Städtepartnerschaften stattfinden. Es bietet große Möglichkeiten sowohl die Städtepartnerschaften stärker für den Jugendaustausch zu nutzen als auch Kooperationen von lokalen Trägern in ihren lokalen Netzwerken anzuregen. Als Beitrag zum derzeit laufenden „Deutsch-Russischen Jahr der Kommunalen und Regionalen Partnerschaften“ wird unsere Stiftung im Jahr 2018 in Kooperation mit der Stadt Hamburg und dem Deutsch-Russischen Forum in Hamburg ein Jugendforum zwischen den Städtepartnerschaftskonferenzen veranstalten.  

Im deutsch-russischen Schüleraustausch haben wir ein schwieriges Jahr erlebt. Nach einem Rückgang der Antragszahlen 2015 stiegen die Antragszahlen, insbesondere nach der Anhebung der Fördersätze, stark an. In der Folge waren bereits Mitte Mai die Fördermittel für das gesamt Jahr vergeben. Diese Situation haben wir selbst als sehr unbefriedigend empfunden. Wir hatten Verständnis für die Enttäuschung der Antragstellenden, die zu einem späteren Zeitpunkt keine Anträge mehr stellen konnten. Um nicht noch einmal in eine solche Situation zu geraten, haben wir auch für den schulischen Bereich Antragsfristen eingeführt. Diese sollen einerseits sicherstellen, dass wir über das gesamte Jahr fördern können. Andererseits kann durch die Vergleichbarkeit der Anträge gerechter gefördert werden. Mit dem neuen Antragsverfahren steht vor allem die Qualität des Austauschprojektes im Fokus. Wir verstehen, dass das neue System möglicherweise mit mehr Aufwand für die Antragsteller verbunden ist, aber wir bitten um Verständnis, dass nach den Erfahrungen in 2017 Veränderungen notwendig waren.  

Wir danken allen Organisationen und Akteuren für ihr Engagement in den deutsch-russischen Beziehungen, den Partnerinnen und Partner sowie Kolleginnen und Kollegen im Jugend- und Schüleraustausch für die gute Zusammenarbeit in diesem Jahr.  

Unserer besonderer Dank gilt unseren Gesellschaftern, dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, der Freien und Hansestadt Hamburg, der Robert Bosch Stiftung und dem Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft für die gute Kooperation und finanzielle Unterstützung, die unsere Arbeit erst möglich macht. 

Wir wünschen Allen ein frohes, besinnliches und friedliches Weihnachts- und Neujahrsfest und alles Gute für das neue Jahr 2018! 

Euer/Ihr Team der Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch


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